Jeder der sich ernsthaft mit der Fotografie auseinandersetzen möchte wird sich irgendwann zwangsläufig mit den Begrifflichkeiten "Blende", "ISO" und "Belichtungszeit" auseinandersetzen müssen.
Damit es euch nicht ganz so schwer fällt dachte ich, ich versuche euch die Begriffe bis ins Detail zu erklären. Dabei gehe ich auch auf die physikalischen Abhängigkeiten ein und erläutere auf was ihr achten solltet.
Diesen kleinen Leitfaden stelle ich euch vollkommen kostenlos auf meiner Webseite zur Verfügung. Solltet ihr Interesse an einem Workshop haben, dürft ihr euch gerne jeder Zeit über das Kontaktformular bei mir melden.
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Die Blende
Jedes Objektiv verfügt über eine Blende. Hierbei handelt es sich um mehrere Blendenlamellen, die im inneren des Objektives verbaut und manuell (oder natürlich von den Automatik-Programmen eurer Kamera) angesteuert werden kann. Grundsätzlich kann durch das Öffnen oder Schließen der Blende die Lichtmenge geregelt werden, die am Ende auf euren Sensor in der Kamera fällt.
Man kann den Blendenmechanismus auch ziemlich gut mit dem menschlichen Auge vergleichen. Befinden wir uns in einer sehr hellen Umgebung oder schauen in die Sonne, so reagiert unser Auge sofort auf die starke Sonneneinstrahlung und "schließt" die Iris - unsere Pupille wird also sehr klein. Befinden wir uns in einer eher dunklen Umgebung verhält es sich genau anders herum - die Pupille weitet sich und lässt möglichst viel Licht durch, damit wir auch im dunkeln noch etwas wahrnehmen können.

Auf der Abbildung sieht man deutlich wie die Blende gesteuert wird und die Auswirkung, wenn diese weiter geschlossen wird - das "Loch" ,durch das das Licht auf den Sensor fallen kann, wird immer kleiner.

Mit der Blende steuert ihr nun also die Lichtmenge, die an eurem Kamera-Sensor ankommt. Die ersten beiden Lektionen die ihr euch merken solltet lauten demnach:
Je weiter die Blende geöffnet ist (kleine Blendenzahl), desto mehr Licht trifft auf den Sensor.
Je weiter die Blende geschlossen ist (große Blendenzahl), desto weniger Licht trifft auf den Sensor.
Die Blende wird durch die Blendenzahl dargestellt. Diese könnt ihr immer mit einem "f" gekennzeichnet in eurer Kamera finden. Das "f" steht in diesem Fall für "Focal length" - zu deutsch also "Brennweite". Das dürfte den ein oder anderen nun durcheinander bringen, muss es allerdings nicht.
Die Blende wird z. B. in f/4 angegeben. Man spricht in diesem Fall einfach von einer 4er Blende. Lesen wir den Wert steht hier allerdings "f geteilt durch 4" => Also Brennweite geteilt durch die Blendenzahl.
Nun wird auch klar, warum Blende 4 eine größere Blende darstellt als Blende 8: 
=> 100 geteilt durch 4 ist größer als 100 geteilt durch 8.

Kleine Zahl, große Öffnung, viel Licht – große Zahl, kleine Öffnung, wenig Licht.

Okay. Und wozu das alles? 
Zum einen bestimmt ihr hiermit die Lichtmenge, die auf euren Sensor trifft und zum anderen beeinflusst ihr die Schärfentiefe (also die Größe des scharfen Bereiches) auf eurem Foto. 
Gehen wir erst einmal weiter auf die Lichtmenge ein. Schließt ihr die Blende und euer Sensor bekommt weniger Licht ab ist es nur logisch, dass euer Foto dementsprechend dunkler abgebildet wird - es sei denn, ihr unternehmt etwas dagegen! Und an dieser Stelle kämen dann die beiden anderen Faktoren zum Tragen: Die Belichtungszeit und/oder der ISO.
Bezüglich der Schärfentiefe gilt der Grundsatz:
Je offener die Blende, desto kleiner ist der scharfe Bereich im Bild.
Möchtet ihr also ein schönes Portrait mit butterweichem Bokeh (weicher, unscharfer Hintergrund) erhalten, so öffnet die Blende so weit es geht.
Möchtet ihr ein gestochen scharfes Landschaft-Foto aufnehmen, blendet ihr ab,um einen möglichst großen Schärfebereich zu erhalten.
Die Belichtungszeit
Nach der oben stehenden Erläuterung der Blende fragt ihr euch nun sicherlich, weshalb man sein Setup durch schließen der Blende absichtlich "schlechter" machen sollte? Nun ja, das ist ein recht umfassendes und spannendes Thema. Was ihr allerdings direkt schon wissen solltest: Es gibt tatsächlich Szenarien in denen man abblenden sollte um an sein Traumfoto gelangen zu können.
Beginnen wir vorab zuerst einmal mit der Erklärung der Belichtungszeit. 
Je länger wir belichten, desto mehr Licht fällt auf den Sensor.
Je kürzer wir belichten, desto weniger Licht fällt auf den Sensor.
Ihr merkt also, dass es sich hier ähnlich verhält wie auch bei der Blende. Alles steht und fällt mit dem Licht, welches auf euren Kamera-Sensor trifft. Für ein korrekt belichtetes Foto muss genau die richtige Menge an Licht auf euren Sensor fallen. Ist es zu wenig Licht, wird das Foto zu dunkel - man spricht hierbei von "unterbelichtet". Bei zu viel Licht, wird das Foto zu hell - es ist also überbelichtet.
In der Fotografie wird die Belichtungszeit immer in Sekunden (s) angegeben. Bei 1/250s bedeutet das dementsprechend eine Belichtungszeit von einer Zweihundertfünfzigstel Sekunde. Bei 1s entspricht die Dauer der Belichtung einer vollen Sekunde.

Auf der Abbildung seht ihr die Auswirkung von kürzeren und längeren Verschlusszeiten bei sich bewegenden Motiven.

Möchtet ihr ein sich schnell bewegendes Motiv gestochen scharf abbilden, müsst ihr die Belichtungszeit möglichst kurz wählen. Wählt ihr eine zu lange Belichtungszeit, so wird euer Motiv unscharf abgebildet, da es sich in der Zeit der Belichtung bewegt hat. Bei Aufnahmen von sich bewegenden Tieren, Sportlern oder fahrenden Autos benötigt ihr also eine möglichst kurze Verschlusszeit, wenn ihr diese scharf auf eurem Foto abbilden möchtet. Belichtungszeiten von 1/500s oder sogar 1/1000s sind hier an der Tagesordnung.
Es kann allerdings auch gewünscht sein, dass man die Bewegung des Motivs in seiner Aufnahme "einfangen" möchte. Hierbei handelt es sich um ein Stilmittel der Fotografie, welches man als "Langzeitbelichtung" bezeichnet. Es gibt natürlich noch sehr viele andere Stilmittel, Kategorien und Techniken. Diese werde ich euch in einem weiteren Beitrag ebenfalls erläutern.
Je länger ihr eure Belichtungszeit also wählt, desto unschärfer werden sich bewegende Motive abgebildet. Möchtet ihr die Bewegung "einfrieren" und das Motiv scharf abbilden, müsst ihr eine möglichst kurze Belichtungszeit wählen.
Auf den beiden Fotos seht ihr zwei Beispiele, bei denen es von mir beabsichtigt war, die Bewegungsunschärfe einzufangen. (Links: Bewegungsunschärfe des Wassers. Rechts: Lichtspur eines vorbeifahrenden Autos.)
Auf den Beispielfotos seht ihr nun zwei sehr unterschiedliche Motive. Zum einen sehen wir den Wasserfall, welchen ich bei Tageslicht aufgenommen habe und zum andern das B&B Hotel, welches in völliger Dunkelheit fotografiert wurde. Bei beiden Aufnahmen wurde eine verhältnismäßig lange Belichtungszeit gewählt (links waren es 5 Sekunden, rechts waren es 10 Sekunden).
Um die Belichtungszeit zu verlängern ohne eine Überbelichtung des Fotos zu riskieren, hat man diverse Möglichkeiten. Die einfachste Methode ist das Schließen der Blende, damit weniger Licht auf den Sensor fällt - wir benötigen dann eine entsprechend längere Belichtungszeit um ein ordentlich belichtetes Foto zu erhalten. 
Eine andere Möglichkeit wäre der Einsatz eines ND-Filters (Graufilter), welcher auf das Filtergewinde eures Objektivs vor die Frontlinse geschraubt wird. Ein ND-Filter verringert durch seine Tönung den Lichteinfall, wodurch ihr länger belichten könnt. ND-Filter gibt es in verschiedenen Stärken oder auch variabel bzw. einstellbar.
Für das Foto welches ich nachts aufgenommen habe, war kein ND-Filter notwendig. Das Foto wurde bei f/4 und einer Belichtungsdauer von 10s aufgenommen. Durch die lange Belichtung konnten die Lichtspuren des Autos perfekt abgebildet werden. Alles in allem lohnt es sich mit den Belichtungszeiten herumzuexperimentieren.
Prinzipiell gibt es für die Belichtungszeiten keine Regeln an die man sich halten muss. Es kommt immer ganz darauf an, wie das Bild in eurem Kopf aussieht und was ihr abbilden möchtet. Ein paar Richtwerte mit denen ich immer ganz gut gefahren bin, kann ich euch allerdings geben.

Bei meiner kleinen Belichtungszeit-Tabelle handelt es sich lediglich um Vorschläge - experimentiert herum!

Bei längeren Belichtungszeiten solltet ihr übrigens ein Stativ zur Hilfe nehmen. Ihr habt sonst das Problem, dass ihr die Kamera nicht so lange still und bewegungslos in der Hand halten könnt. Schon die kleinste Erschütterung wie euer Pulsschlag hat Auswirkungen auf die Schärfe eurer Aufnahme.
Kommen wir nun zu der Frage was man tun muss, wenn man gestochen scharfe Aufnahmen machen möchte, allerdings trotz weit geöffneter Blende zu lange belichten müsste um ein ordentlich belichtetes Bild zu erhalten? Hier kommt der "Joker" zum Einsatz - der ISO.
Der ISO-Wert
Habt ihr zu wenig Licht zur Verfügung um scharfe Fotos zu schießen und ggf. die Blende bereits weit geöffnet, so habt ihr nun genau zwei Möglichkeiten. Entweder ihr greift auf den Einsatz von Kunstlicht in Form eines Blitzes / Dauerlicht zurück oder ihr dreht den ISO hoch. Was es damit auf sich hat erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
In Form des ISO-Wertes wurde bei der Analog-Fotografie die Filmempfindlichkeit angegeben. Es gab also unterschiedliche Filme für den Einsatz in diversen Lichtverhältnissen. Filme die stärker oder schwächer auf das einfallende Licht reagieren.
In der Zeit der digitalen Fotografie wurde das Wording "ISO" einfach portiert und bedeutet ebenfalls "Empfindlichkeit". Allerdings nicht mehr des Films, sondern des Sensors. Keinesfalls benötigt man für unterschiedliche Lichtempfindlichkeiten unterschiedliche austauschbare Sensoren - den ISO können wir an an aktuellen Kameras einfach einstellen und mit einer einfachen Handbewegung reagiert unser Kamera-Sensor auf einmal deutlich empfindlicher auf das einfallende Licht.
Greifen wir unser oben beschriebenes Problem nun also einmal auf. Wir haben trotz weit geöffneter Blende nicht ausreichend Licht zur Verfügung um die Verschlusszeit so kurz zu halten, dass ein scharfes Foto entstehen könnte. Um uns zu behelfen passen wir also die Empfindlichkeit unsere Sensors an und erhöhen den ISO-Wert bis wir das gewünschte Belichtungs-Ergebnis erhalten.
Hierbei gilt je höher der ISO-Wert, desto empfindlicher reagiert der Sensor auf das einfallende Licht. Bei gleichbleibender Blende und Belichtungszeit kann dementsprechend durch den Einsatz eines höheren ISO das Foto heller und ordentlich belichtet aufgenommen werden.
Platzhalter für eine ISO-Reihe
=> Hier bekommt ihr noch ein paar Beispiel-Shots für unterschiedliche ISO-Werte nachgeliefert.
Nun werdet ihr euch vermutlich fragen, wieso man den ISO nicht einfach immer hoch dreht und somit jeder Zeit ordentlich belichten kann - richtig? :-)
Nun ja, in der Schule mussten wir ja bereits alle die schmerzliche Erfahrung sammeln, dass es für alles eine Ausnahme oder eine Bedingung gibt. Beim ISO ist das leider ganz genauso!
Ein niedriger ISO-Wert beschert und ein wundervolles, gestochen scharfes und vor allem rauschfreies Foto. Dreht ihr den ISO hoch werdet ihr feststellen, dass mit zunehmendem ISO-Wert die Bildqualität immer weiter sinkt. Durch die Erhöhung des ISO nimmt nämlich auch das Rauschverhalten eures Sensors zu. Mit steigendem Rauschverhalten werden in Fotos irgendwann so körnig abgebildet, dass sie kaum bis überhaupt nicht mehr brauchbar sind.
Letzen Endes gibt es hier leider keine pauschale Empfehlung mit welchem ISO ihr am besten fotografieren solltet. Jede Kamera bzw. jeder Sensor verhält sich unterschiedlich und liefert bessere bzw. schlechtere Ergebnisse bei höheren ISO-Werten ab.
Moderne Kameras wie meine Sony Alpha 7 III fotografiere ich bis ca. ISO1600 nahezu ohne wahrnehmbares Bildrauschen. Ab ISO6400 muss man hier erste Verluste in Kauf nehmen, die Fotos sind aber immer noch absolut in Ordnung. Meine persönliche Meinung ist, dass Fotos bis ISO12800 noch gut verwendbar sind - alles darüber ist für mich bereits zu viel Rauschen.
Es hängt also absolut von eurer Kamera und eurem eigenen Empfinden ab, wie hoch ihr den ISO drehen könnt / möchtet. Mein Tipp wäre: Probiert es einfach mal aus und macht ein paar Fotos vom gleichen Motiv und unterschiedlich hohen ISO-Werten. Wenn ihr wisst, wo euer Limit liegt, könnt ihr später nicht überrascht werden, wenn ihr den ISO aus Unwissenheit zu hoch eingestellt habt.
Der ISO-Wert sollte dementsprechend so niedrig wie möglich gehalten werden, um eine möglichst hohe Bildqualität zu erhalten.
In der Nachbearbeitung habt ihr übrigens später auch noch mächtige Tools zur Verfügung um das Bildrauschen nachträglich zu reduzieren. Hierbei gehen allerdings Details in den Aufnahmen verloren. Für die Bildbearbeitung empfehle ich euch Adobe Lightroom - dazu erfahrt ihr aber noch mehr in einem weiteren Beitrag.
Die physikalische Abhängigkeit von Blende, ISO und Belichtungszeit
Sicher ist euch beim Lesen des Beitrages bereits aufgefallen, dass die drei beschriebenen Faktoren stark voneinander abhängig sind. Aus diesem Grund möchte ich noch einmal gesondert darauf eingehen und das beschriebene noch einmal kurz zusammenfassen.
Wählt die Blende so, dass ihr den gewünschten Bereich im Foto scharf abbildet. Hierbei gilt je offener die Blende, desto kleiner ist der scharfe Bereich im Bild.
Wählt die Belichtungszeit so, dass ihr den gewünschten Effekt erzielt. Möchtet ihr eine Bewegung "einfrieren", sollte die Belichtungszeit so kurz wie möglich gehalten werden. Soll eine Bewegungsunschärfe dargestellt werden, kann die Belichtungszeit länger gewählt werden.
Wählt den ISO-Wert so niedrig wie möglich, um eine möglichst hohe Bildqualität zu erhalten (es sei denn ihr möchtet ein gewisses Grundrauschen als Stilmittel in eurer Aufnahme).

Auf der Abbildung wird relativ gut dargestellt, welche Abhängigkeit die einzelnen Faktoren zueinander haben.

Wählt ihr eine geschlossene Blende (größere Blendenzahl), fällt weniger Licht  auf den Sensor. 
=> Ihr müsst also entweder durch eine längere Belichtungszeit oder einen höheren ISO gegenwirken.

Wählt ihr eine längere Belichtungszeit, fällt mehr Licht auf euren Sensor und das Foto wird heller. 
=> Ihr müsst also durch schließen der Blende, niedrigeren ISO oder Einsatz eines ND-Filters gegenwirken um ein ordentlich belichtetes Bild zu erhalten.

Wählt ihr einen höheren ISO-Wert, reagiert euer Sensor empfindlicher auf das einfallende Licht.
=> Das Erhöhen des ISO sollte immer die letzte Option sein wenn ihr ansonsten, aufgrund von zu wenig Licht, kein ordentlich belichtetes Foto aufnehmen könnt. Ausnahmen wie z. B. bei der Astrofotografie, bei der ihr um einen hohen ISO nicht herum kommt, bestätigen die Regel.
Wow, das war jetzt erstmal sehr viel Theorie! Ich hoffe ich konnte euch eure Fragen beantworten und den Einstieg in die Fotografie dementsprechend etwas erleichtern. 

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